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Tobis ganze Geschichte

Jungbulle Tobi, der von zwei Aktivisten aus einer Anbindehaltung gerettet und zu Erika&friends gebracht wurde, genießt nun sein neues Leben auf unserem Partnerhof. Wir wollten es genauer wissen und haben Linus und Angelina gefragt, wie es zu der Rettung kam.

Sie engagieren sich auf unterschiedliche Weise für Tiere und klären über Straßenaktivismus und social media Kanäle über die Tierindustrie auf. Hier ist Tobis ganze Geschichte:

 

von Angelina P.

Tobi ist einer von unzähligen Bullen, die in der Milchindustrie geboren werden und als Abfallprodukt der Milchindustrie gelten, da sie keine Milch geben und daher nutzlos sind.

Normalerweise werden die Bullenkälber an einen Viehhändler verkauft und nach einigen Monaten Mast für Fleisch getötet.

Aber Tobis Geschichte war anders.

Schon als Kalb wurde er nicht an einen Viehhändler verkauft, da er ein ziemlich großes Kalb war und krumme Beine hatte, wodurch er nicht richtig laufen konnte. Der Viehhändler zahlte nicht genügend und so entschied sich der Landwirt, Tobi selber zu mästen.

Tobi wurde in einem fensterlosen Stall in der hintersten Ecke angebunden und musste sein Leben dort im Dunklen festgekettet fristen. Er hatte keinen Namen und niemand nahm ihn wahr.

So verging über ein Jahr, in dem er dort stehen musste, ohne sich wenden zu können, ohne Kontakt zu Artgenossen zu haben und ohne genügend Wasser zu bekommen.

Bis zu dem Tag, an dem Linus – einer der Retter- beschloss, den Landwirt zu fragen, ob er sich auf seinem Betrieb umsehen könne, um Fotos für sein Studium zu schießen. Der Landwirt willigte ein und so geschah es, dass Linus Tobi begegnete. Es war nur ein kurzer Augenblick. Ein kurzes Foto. Er ging durch den dunklen Stall bis in diese hintere Ecke, schoss das Foto und musste wieder gehen. Aber Linus nahm ihn war und Tobi berührte sein Herz als er in diesem einen Augenblick in seine Augen sah.

Auch Zuhause ging er ihm nicht aus dem Kopf und er war sehr traurig über das Schicksal dieses Bullen. Auch alle anderen, die ihn oder sein Foto sahen, waren sehr erschüttert über sein Schicksal. Er berührte unser aller Herzen. Und so beschlossen wir, Tobi zu retten.

Ein Platz war schnell gefunden und auch die Freikaufsumme kam durch viele tolle Menschen schnell zusammen.

Es vergingen noch insgesamt 14 Tage bis Tobi nach den Verhandlungen, Vorbereitungen und der Kastration gerettet werden konnte. In dieser Zeit waren wir tagtäglich dort, um uns um ihn zu kümmern. Er fasste schnell Vertrauen zu uns und er und die anderen freuten sich, wenn wir in den Stall kamen. Sie muhten uns an, streckten uns ihre Köpfe entgegen und schleckten uns ab.

Da sie nie genügend Wasser bekamen – dieses wurde nur zeitweise angestellt –  gaben wir ihnen direkt Wasser, wenn wir kamen. Tobi schlürfte meist direkt mehrere Eimer leer. Wir bürsteten ihn und öffneten die Tür, die sich neben seinem Anbindeplatz befand. Er sah zum ersten Mal das Tageslicht und schnupperte die frische Luft. Nicht nur er, sondern auch die anderen genossen es.

Jeden einzelnen Tag, den wir dort verbrachten, verlangte uns mehr ab, denn es war sehr schrecklich, was wir dort alles sahen und erlebten.

Und dann kam der Tag seiner Befreiung. Tobi wurde zum ersten Mal in seinem Leben von dem Riemen befreit, der ihn die ganze Zeit festhielt. In diesem Moment rannte er – noch sehr wackelig auf den Beinen – den Stall hinaus, direkt auf den Transporter. Und nach einer kurzen Fahrt, in der er die ganze Zeit seinen Kopf aus dem Transporter streckte, um die Luft zu schnuppern und sich seine Umwelt anzusehen, kam er in seinem für immer Zuhause bei Erika and friends an.

Er sprang aus dem Transporter in sein neues Zuhause, erkundete den Stall, sprang herum und zum ersten Mal begegnete er Artgenossen. Zwischen ihm und Hexe (eine der Kuhdamen) war es Liebe auf den ersten Blick. Vom ersten Moment an wich er ihr nicht von der Seite. Und auch heute ist es noch immer so. Sie schlecken sich ab, liegen gemeinsam im Stroh und genießen ihr Kuhsein in vollen Zügen.

Er ist noch nicht lange hier. Aber von Anfang an war er angekommen. Er liebt es, gestreichelt und gebürstet zu werden und hat nur Liebe in seinem Herzen. Wir sind so glücklich, dass er glücklich ist und können es nicht fassen, wie viel Liebe er schenkt, obwohl er sie selbst so lange nicht erfahren hat.

Demnächst wird er auf die große Weide zu all den anderen kommen. Dort werden ihn noch viele Abenteuer erwarten.

Er hat vom ersten Tag seine Vergangenheit dort gelassen, wo er herkam. Er lebt jeden Tag mit Glück und Freude. Und das so lange, bis sich irgendwann seine Augen von alleine für immer schließen werden. Bis dahin werden noch viele tolle Jahre vergehen und wir freuen uns auf jeden einzelnen Tag mit ihm.

Tobi konnte sein fremdbestimmtes Schicksal ändern, dank vielen tollen Menschen, die dazu beigetragen haben, diese Rettung möglich zu machen und dank Erika and friends, die ihm sein Zuhause schenkten. Für ihn hat sich sein ganzes Leben geändert. Jetzt kann er tatsächlich leben.

 

P.S.

Wir konnten leider nicht alle retten und es fiel uns sehr schwer, die anderen zurück lassen zu müssen. Das Einzige, was wir noch tun konnten, war das Veterinäramt zu benachrichtigen. So werden hoffentlich einige der Umstände, die gegen das Tierschutzgesetz verstoßen – wie der Wasserentzug – geändert.

Das Einzige, was den Tieren langfristig und nachhaltig hilft, ist auf Alternativen zu Milch- und Milchprodukten umzusteigen. Denn wenn wir nicht mehr diese Produkte nachfragen, werden die Tiere nicht erst in diese Situation gebracht.